Ich liebe Radio. Dieses Medium, das mit so wenig so viel schafft – Stimme, Klang, Stille. Und ich liebe es, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Ihre Perspektiven, ihre Energie, ihr Humor, ihre Ehrlichkeit.
Wenn beides zusammenkommt, entsteht etwas Besonderes. In den letzten Jahren habe ich Radioworkshops mit Kindern und Jugendlichen geleitet – im Rahmen von Projekten wie klipp+klang, aber auch eigenständig. Hier sind fünf Dinge, die ich dabei gelernt habe:
1. Jugendliche haben was zu sagen – wenn man sie lässt
Klingt banal, ist aber zentral: Wenn Jugendliche das Gefühl haben, dass ihre Stimme zählt, erzählen sie. Und zwar echt.
Nicht, was sie denken, was Erwachsene hören wollen – sondern, was sie wirklich bewegt.
Ob Klimakrise, Gaming, Schule oder Mental Health: Themen sind da. Was sie brauchen, ist ein Raum, der offen und wertschätzend ist.
2. Technik ist kein Hindernis – wenn sie intuitiv ist
Mikrofone, Aufnahmegeräte, Schnittprogramme – all das wirkt auf den ersten Blick einschüchternd. Aber: Ki/Ju lernen schnell, wenn sie merken, dass es ihnen Kontrolle gibt.
Ich arbeite mit Tools, die einfach und zugänglich sind – und lasse die Technik nicht im Mittelpunkt stehen, sondern als Werkzeug zum Geschichten-Erzählen.
Mein Tipp: Erst erzählen, dann aufnehmen. Nicht umgekehrt.
3. Perfektion ist überbewertet
Jugendliche haben oft die Sorge, etwas „falsch“ zu machen. Vor allem, wenn’s aufgenommen wird. Aber Radio und Podcasting darf atmen. Versprecher, Lacher, Suchen – das gehört dazu.
Ich sage immer: Es ist wie Impro – du brauchst keine perfekte Performance, sondern Präsenz. Genau deshalb nutze ich auch mein Tool ImproHelper gern als Aufwärmspiel: Rollen, Szenen, absurde Titel – und plötzlich ist die Angst weg, etwas „Falsches“ zu sagen.
4. Feedback muss ehrlich, nicht höflich sein
Jugendliche merken sofort, wenn du etwas nur sagst, um nett zu sein. Gutes Feedback ist konkret, ehrlich und bestärkend.
Ich stelle oft Fragen wie:
- Was hat dich überrascht?
- Was hättest du anders gemacht?
- Worauf bist du stolz?
So entsteht Reflexion – ohne Druck.
5. Radiomachen ist Empowerment
Am Ende geht’s nicht nur ums Endprodukt. Sondern darum, gehört zu werden.
Wenn Ki/Ju ihre eigene Stimme im hören – mit Jingle, Musik, eigener Moderation – dann verändert sich etwas. Stolz. Selbstwirksamkeit. Verbindung.
Und das ist das Schönste an meiner Arbeit: Wenn ein junger Mensch sagt:
„Ich wusste gar nicht, dass ich sowas kann.“
Dann weiss ich: Wir sind auf dem richtigen Weg.
Lust auf mehr?
Ich plane, bald eigene Radioworkshops für Jugendliche in der Schweiz anzubieten – inklusiv, kreativ, niedrigschwellig.